Untersuchungsdesign im Kontext der empirischen Forschung
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Das Untersuchungsdesign ist ein zentraler Bestandteil der empirischen Forschung, da es die Struktur und den Ablauf der Studie bestimmt.
Ein gut durchdachtes Untersuchungsdesign stellt sicher, dass die Forschungsergebnisse zuverlässig und gültig sind.
Hier sind die Haupttypen von Untersuchungsdesigns in der empirischen Forschung:
1. Typ: Experimentelles Design
Definition:
Ein Design, bei dem Forscher gezielt eine Variable (unabhängige Variable) manipulieren, um ihre Auswirkungen auf eine andere Variable (abhängige Variable) zu untersuchen.
Beispiel:
- Forschungsfrage: Wie beeinflusst die Verwendung eines neuen Lernprogramms die Prüfungsnoten von Schülern?
- Design: Eine Gruppe von Schülern verwendet das neue Lernprogramm (Experimentiergruppe), während eine andere Gruppe das alte Programm verwendet (Kontrollgruppe). Die Prüfungsnoten werden vor und nach der Nutzung des Programms verglichen.
Vorteile:
- Hohe interne Validität durch Kontrolle von Störvariablen.
- Ermöglicht Kausalitätsaussagen.
Nachteile:
- Kann teuer und zeitaufwendig sein.
- Ethik- und Praktikabilitätsprobleme bei manchen Manipulationen.

2. Typ: Quasi-experimentelles Design
Definition:
Ähnlich wie das experimentelle Design, aber ohne zufällige Zuteilung der Teilnehmer zu den Gruppen. Oft in natürlichen Umgebungen durchgeführt.
Beispiel:
- Forschungsfrage: Hat eine neue Unterrichtsmethode in einer Schule positive Effekte auf die Schülerleistungen?
- Design: Eine Schule führt die neue Methode ein, während eine andere Schule das alte System beibehält. Die Leistungen werden verglichen, jedoch gibt es keine zufällige Zuteilung von Schülern zu den Schulen.
Vorteile:
- Realitätsnäher als reine Laborexperimente.
- Einfacher umsetzbar in natürlichen Umgebungen.
Nachteile:
- Geringere Kontrolle über Störvariablen.
- Weniger möglich, klare Kausalbeziehungen herzustellen.
3. Typ: Korrelatives Design
Definition:
Untersucht den Zusammenhang zwischen zwei oder mehr Variablen ohne Manipulation der Variablen.
Beispiel:
- Forschungsfrage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Stunden, die Studierende pro Woche lernen, und ihren Noten?
- Design: Erhebung von Daten zur Lernzeit und den Noten der Studierenden und Berechnung der Korrelationskoeffizienten.
Vorteile:
- Nützlich, um Zusammenhänge zwischen Variablen zu identifizieren.
- Oft einfacher und weniger invasiv.
Nachteile:
- Keine Aussage über Kausalität möglich.
- Korrelationen können durch Drittvariablen beeinflusst werden.
4. Typ: Deskriptives Design
Definition:
Beschreibt Merkmale einer Population oder eines Phänomens, ohne Hypothesen zu testen oder Kausalbeziehungen zu untersuchen.
Beispiel:
- Forschungsfrage: Wie hoch ist der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) in einer bestimmten Stadt?
- Design: Erhebung von BMI-Daten durch Umfragen oder Messungen und Berechnung des Durchschnitts.
Vorteile:
- Bietet detaillierte Informationen über bestimmte Merkmale oder Zustände.
- Hilfreich für die Erstellung von Basislinien-Daten.
Nachteile
- Keine Aussage über Ursachen oder Zusammenhänge.
5. Typ: Longitudinales Design
Definition:
Beobachtet dieselben Teilnehmer über einen längeren Zeitraum, um Veränderungen und Entwicklungen zu verfolgen.
Beispiel:
- Forschungsfrage: Wie verändert sich das Stressniveau von Berufstätigen über fünf Jahre?
- Design: Regelmäßige Erhebung von Stressdaten über den Zeitraum von fünf Jahren bei denselben Personen.
Vorteile:
- Ermöglicht die Untersuchung von Veränderungen im Zeitverlauf.
- Nützlich für das Verständnis von langfristigen Effekten.
Nachteile:
- Aufwendig und zeitintensiv.
- Hohe Gefahr von Stichprobenverzerrungen durch Teilnehmerverluste.
6. Typ: Kohortenstudie
Definition:
Untersucht eine Gruppe von Personen (Kohorte), die ein gemeinsames Merkmal oder eine gemeinsame Erfahrung teilen, über einen bestimmten Zeitraum.
Beispiel:
- Forschungsfrage: Wie wirken sich frühzeitige soziale Mediennutzung auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen aus?
- Design: Vergleich von Jugendlichen, die frühzeitig soziale Medien nutzen, mit denen, die später anfangen, über mehrere Jahre hinweg.
Vorteile:
- Bietet Einblicke in langfristige Auswirkungen und Trends.
- Kann Kausalzusammenhänge aufzeigen, wenn gut kontrolliert.
Nachteile:
- Langfristig und teuer.
- Störungen durch externe Faktoren sind schwerer zu kontrollieren.

7. Typ: Fall-Kontroll-Studie
Definition:
Vergleicht Personen mit einer bestimmten Bedingung (Fälle) mit solchen ohne diese Bedingung (Kontrollen), um mögliche Risikofaktoren zu identifizieren.
Beispiel:
- Forschungsfrage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Rauchen und der Entwicklung von Lungenkrebs?
- Design: Vergleich von Lungenkrebspatienten (Fälle) mit gesunden Personen (Kontrollen) hinsichtlich ihrer Rauchergewohnheiten.
Vorteile:
- Nützlich zur Untersuchung seltener Erkrankungen.
- Relativ schnell und kostengünstig.
Nachteile:
- Rückblickende Daten können Verzerrungen enthalten.
- Schwierigkeit, alle relevanten Risikofaktoren zu kontrollieren.

