Was ist ein 90 Grad Feedback?

Das 90 Grad Feedback ist – ähnlich wie das bekanntere 360 Grad Feedback – ein bewährtes Instrument zur Beurteilung und Weiterentwicklung von Führungskräften.

Im Unterschied zur umfassenderen 360-Grad-Methode, bei der Rückmeldungen aus verschiedenen Perspektiven gesammelt werden (z. B. von Mitarbeitern, Kollegen auf gleicher Hierarchieebene, Vorgesetzten und externen Partnern), konzentriert sich das 90 Grad Feedback auf eine einzige Bewertungsrichtung.

In der Regel handelt es sich dabei um die Einschätzung durch die direkten Mitarbeitenden oder die übergeordnete Führungskraft.

Diese bewusst reduzierte Perspektive hat einige Vorteile. 

Zum einen ist die Durchführung deutlich einfacher und ressourcenschonender, da weniger Beteiligte einbezogen und weniger Daten erhoben und ausgewertet werden müssen.

Zum anderen erlaubt diese Methode eine persönlichere und oft auch offenere Rückmeldung, da die befragten Personen in engerem, häufig täglichem Kontakt mit der Führungskraft stehen.

Dadurch entsteht eine Feedbackkultur, die auf Vertrauen und gegenseitigem Verständnis basiert – ein Aspekt, der gerade in kleineren Teams oder in Unternehmen mit flachen Hierarchien sehr geschätzt wird.

Ein weiterer Unterschied zum 270 oder 360 Grad Feedback liegt in der Zielrichtung und der Atmosphäre der Befragung. 

Während bei den umfassenderen Varianten häufig eine strukturierte, standardisierte Bewertung im Vordergrund steht – nicht selten anonym und formell –, ist das 90 Grad Feedback meist persönlicher und dialogorientierter angelegt.

Es eignet sich besonders gut für regelmäßige Feedbackgespräche im Rahmen der Mitarbeiterentwicklung oder zur Vorbereitung von Entwicklungsgesprächen mit Führungskräften.

Allerdings bringt die reduzierte Perspektive auch gewisse Einschränkungen mit sich.

Da nur eine Sichtweise einbezogen wird, kann das Bild der Führungskraft möglicherweise weniger ausgewogen oder vollständig sein.

Besonders in komplexeren Organisationsstrukturen oder bei Führungskräften mit vielfältigen Schnittstellen nach außen – etwa zu Kunden, Projektpartnern oder anderen Fachabteilungen – kann ein breiteres Feedback-Spektrum sinnvoll sein, um ein umfassenderes Gesamtbild zu erhalten.

Dennoch ist das 90 Grad Feedback ein wertvolles Instrument, das – richtig eingesetzt – einen offenen, kontinuierlichen Entwicklungsprozess unterstützt.

Es schafft Raum für persönliche Reflexion und gezielte Weiterentwicklung und fördert die Kommunikation zwischen Führungskräften und ihren Teams.

Insbesondere als Einstieg in eine umfassendere Feedbackkultur kann es einen niedrigschwelligen und effektiven ersten Schritt darstellen.