Quantitative Methoden
Quantitative Methoden beruhen auf der Messung und numerischen Darstellung von Phänomenen.
Ziel ist es, verallgemeinerbare Aussagen zu treffen.
1. Methode: Standardisierte Befragung
Die standardisierte Befragung ist eine der häufigsten Methoden der Datenerhebung.

Sie erfolgt über:
- Online-Fragebögen (z. B. easyfeedback)
- Telefoninterviews
- Persönliche Interviews mit Fragebogen
- Postalische Umfragen
Typische Instrumente:
- Likert-Skalen (z. B. von „stimme gar nicht zu“ bis „stimme voll zu“)
- Multiple-Choice-Fragen
- Ratingskalen
Vorteile:
- Vergleichbarkeit der Antworten
- Geringe Verzerrung durch Interviewende (bei Selbstadministration)
- Einfache Auswertung (z. B. mit SPSS oder Excel)
Nachteile:
- Begrenzter Tiefgang
- Gefahr der Standardantworten oder sozial erwünschter Antworten
- Geringe Rücklaufquote bei schriftlichen Befragungen
2. Methode: Tests und psychometrische Verfahren
Diese Methoden erfassen Fähigkeiten, Eigenschaften oder Einstellungen mithilfe standardisierter Verfahren:
- Intelligenztests
- Persönlichkeitstests (z. B. Big Five, MBTI)
- Leistungstests (z. B. Konzentration, Rechenfähigkeit)
- Einstellungsskalen
Vorteile:
- Objektivität, Reliabilität und Validität messbar
- Breite Vergleichsmöglichkeiten (Normwerte)
Nachteile:
- Kulturelle Verzerrungen möglich
- Testangst kann Ergebnisse beeinflussen
3. Methode: Strukturierte Beobachtung
Die strukturierte Beobachtung erfolgt anhand eines klar definierten Beobachtungsschemas.

Beispiele:
- Verhalten von Kunden im Einzelhandel
- Unterrichtsbeobachtungen in Schulen
- Verhaltensanalyse bei Tieren
Vorteile:
- Direkte Erfassung von Verhalten
- Auch nonverbale Aspekte beobachtbar
Nachteile:
- Reaktivität (Verhalten ändert sich bei Beobachtung)
- Begrenzung auf das Beobachtbare
4. Methode: Experimente
Experimente prüfen den kausalen Zusammenhang zwischen Variablen unter kontrollierten Bedingungen.
Typen:
- Labor-Experimente
- Feldexperimente
- Online-Experimente
Vorteile:
- Hohe interne Validität
- Kontrolle über Störfaktoren
Nachteile:
- Geringe ökologische Validität bei Laborexperimenten
- Aufwändige Vorbereitung und Ethikfragen
Qualitative Methoden
Qualitative Methoden eignen sich zur Erforschung komplexer, subjektiver oder sozialer Phänomene.
Die Daten sind meist sprachlich (Text, Audio) und werden interpretativ ausgewertet.
1. Methode: Qualitative Interviews
Formen:
- Leitfadeninterviews (halbstrukturiert)
- Narrative Interviews (offen, erzählorientiert)
- Problemzentrierte Interviews

Vorteile:
- Tiefer Einblick in subjektive Sichtweisen
- Flexibel einsetzbar
Nachteile:
- Zeitintensive Auswertung (z. B. Transkription)
- Interviewer-Bias möglich
2. Methode: Fokusgruppen / Gruppendiskussionen
Eine moderierte Diskussion von 5–10 Personen zu einem bestimmten Thema.
Einsatzbereiche:
- Produktentwicklung
- Sozialforschung
- Gesundheitskommunikation
Vorteile:
- Interaktive Meinungsbildung sichtbar
- Verschiedene Perspektiven gleichzeitig
Nachteile:
- Dominanz einzelner Teilnehmender
- Aufwändige Moderation
3. Methode: Teilnehmende Beobachtung
Der/die Forschende ist aktiv am Geschehen beteiligt, z. B. im Rahmen von Feldforschung.
Beispiele:
- Ethnografische Studien
- Sozialraumanalysen
Vorteile:
- Tiefes Verständnis sozialer Prozesse
- Zugang zu schwer erreichbaren Gruppen
Nachteile:
- Subjektivität des Beobachtenden
- Ethikprobleme bei verdeckter Teilnahme
4. Methode: Qualitative Inhaltsanalyse
Systematische Analyse von Textmaterial (z. B. Interviews, Zeitungsartikel, Social Media Posts) nach festgelegten Kategorien.

Beispiele:
- Mayring’s qualitative Inhaltsanalyse
- Grounded Theory
Vorteile:
- Strukturierte Auswertung komplexer Inhalte
- Theorieentwicklung möglich
Nachteile:
- Interpretation ist subjektabhängig
- Hoher Zeitaufwand
Sekundäranalyse & Dokumentenanalyse
Hierbei wird auf bereits existierende Daten zurückgegriffen.

Quellen:
- Amtliche Statistiken (z. B. von Destatis)
- Wissenschaftliche Datenbanken
- Unternehmensberichte
- Social Media-Analysen
- Zeitungen und Zeitschriften
Vorteile:
- Schnell verfügbar
- Kostengünstig
Nachteile:
- Geringe Kontrolle über Erhebungsmethoden
- Daten möglicherweise veraltet oder nicht passgenau
Mixed-Methods & Triangulation
Eine Kombination aus quantitativen und qualitativen Verfahren.
Beispiel:
- Quantitative Befragung plus qualitative Interviews zur Vertiefung
Vorteile:
- Komplementäre Stärken der Methoden
- Höhere Aussagekraft
Nachteile:
- Sehr aufwendig
- Hohe Anforderungen an Methodenkenntnisse
Fazit
Die Vielfalt an Methoden und Instrumenten zur Datenerhebung erlaubt es Forschenden, ein möglichst präzises Bild ihrer Untersuchungsgegenstände zu erhalten.
Während quantitative Verfahren objektive, statistisch auswertbare Daten liefern, ermöglichen qualitative Methoden ein tiefes Verständnis individueller Perspektiven und sozialer Prozesse.
Die Wahl der geeigneten Methode sollte stets auf die Forschungsfrage abgestimmt sein und die praktischen Rahmenbedingungen berücksichtigen.
In vielen Fällen bietet eine Kombination verschiedener Verfahren – also ein Mixed-Methods-Ansatz – den größten Erkenntnisgewinn.
Unabhängig von der Methode ist jedoch entscheidend, dass die Erhebung systematisch, transparent und ethisch verantwortungsvoll erfolgt.